Das Wichtigste, was man bei einer Geburt braucht: eine Beleghebamme!

Das Wichtigste, was man bei einer Geburt braucht: eine Beleghebamme!

Nach der sehr ausgedehnten und anstrengenden Geburt unserer Tochter Marlene im März 2017 (34 Stunden Kreissaal), haben wir uns direkt im Anschluss an die frohe Botschaft der zweiten Schwangerschaft nach einer Beleghebamme umgeschaut. Unsere Hoffnung: Während der Geburt durchgängig betreut zu werden. So viel vorweg: Unsere Hoffnungen wurden noch übertroffen! 

Was ist eine Beleghebamme?

Eine Beleghebamme ist eine selbstständig arbeitende Hebamme, die mit einem oder mehreren Krankenhäusern einen Vertrag abgeschlossen hat, dass sie dort mit ihren betreuten Frauen zur Geburt unterkommen darf.

Wie finde ich eine Beleghebamme?

Wir haben unser Beleghebammenteam online gefunden. Denise und Jenny betreiben gemeinsam eine kleine "Praxis“ in Berlin Tempelhof. Vorab gab es ein einstündiges Gespräch zum Kennenlernen und Beschnuppern. Immerhin bringt man zusammen ein Kind auf die Welt, da darf man sich ruhig gut verstehen und sympathisch finden. Denise und Jenny waren absolut herzlich und kompetent und wir haben noch am selben Abend den Betreuungsvertrag unterschrieben.

 

Was ist ein Betreuungsvertrag?

Mit freiberuflichen Beleghebammen vereinbart man einen Betreuungsvertrag für die Zeit vor der Geburt bis hin zur Rufbereitschaft rund um den ET (errechneten Geburtstermin) herum. Die "normalen“ begleitenden Leistungen bis hin zur Geburt werden hierbei oft von den Krankenkassen übernommen. Die Rufbereitschaft wird meist nur, wenn überhaupt, anteilig mit bezahlt.

Zur website von BelegHebamme Denise FInke

Rufbereitschaft einer beleghebamme?

Ab Beginn der Rufbereitschaft, meist 3 Wochen vor und jederzeit nach dem ET, sind die Hebammen zu jeder Tages- und Nachtzeit unter einer Rufnummer erreichbar, um die Stunden zuvor und natürlich rechtzeitig die Geburt zu betreuen. 

 

Geburtsbericht

Romy hatte in der Nacht gegen 02:00 Uhr die ersten sanfteren Wehen, die auch mit wohliger Badewanne unverändert blieben. Daher ging sie nochmal ins Bett und holte sich nochmal eine Mütze voll Schlaf. Ab 05:00 Uhr begann sie die Wehenabstände zu messen, welche schon relativ kurz waren. Und so kam es, dass wir am Morgen des 06.06.2020 um 06:00 Uhr das erste Mal die Nummer der Rufbereitschaft wählten. Denise empfahl uns noch ein wenig zu warten und wir sollten wieder anrufen, wenn die Dauer der Wehen länger wird. 30 min später drückte Romy mir das Telefon in die Hand. Sie selbst konnte während der Wehen schon nicht mehr sprechen und konzentrierte sich komplett auf das Vertönen. Ich rief Denise an und wir verabredeten uns auf 07:30 Uhr vor dem Kreißsaal im St. Josef Krankenhaus in Berlin Schöneberg.

 

Wir kamen gleichzeitig am Krankenhaus an und Denise begleitete uns zum Eingang. Dort konnten wir entspannt im Wartebereich Platz nehmen. Sie erledigte die Anmeldung und zog sich um. Danach gingen wir gemeinsam in den Kreißsaal Nr. 4 und kamen um etwa 15:00 Uhr gemeinsam mit unserem Malte wieder raus.

Was dazwischen geschah:

Wir machten es uns, so gut es in einem Kreißsaal eben geht, gemütlich. Romy wippte auf dem Petziball auf und ab und veratmete fleißig eine Wehe nach der anderen. Unsere Beleghebamme Denise massierte dabei immer wieder ihren unteren Rücken, korrigierte Ihre Schulterhaltung und motivierte sie weiter entspannt und ruhig zu atmen sowie ein tiefes "O" während der Wehe auszustoßen.

Ich saß auf einem Stuhl meiner Frau gegenüber. Sie umklammerte meine Handgelenke während der Wehen. Ich hatte an diesem Tag großes Vertrauen darin, dass die Geburt unseres zweiten Kindes deutlichen schneller vorangehen würde als die unserer Tochter. Und doch: die Fruchtblase wollte einfach nicht platzen. Denise schlug Romy ruhig und gelassen vor, weitere Positionen auszuprobieren, um den Druck nach unten weiter zu erhöhen.

Wir standen gemeinsam am hochgefahrenen Geburtsbett. Ich kühlte mit einem Lappen die Stirn, massierte die Schultern und Denise den unteren Rücken. Immer wieder richtete sie das verrutschte CTG und sorgte dafür, dass die Ärzte von außen ruhig bleiben konnten, denn dem kleinen Malte ging es nach wie vor prächtig. 

 

Mit dem letzten Positionswechsel auf die Knie, wurde der Druck irgendwann immer größer und die Geburt schritt voran. Auf den Knien stehend und die Arme auf meinen Knie abstützend, kam um 11:36 Uhr mit einem großen Schwung und einer riesigen Menge Fruchtwasser Malte Friedolin auf die Welt. 

Erleichterung und Freude hielten nur kurz an. Es kam immer mehr Blut und kurzerhand wurde mir Malte, dick in ein blutiges Handtuch eingepackt, auf den Arm gegeben und Romy zurück auf das Geburtsbett gelegt. 3 Ärzte stürmten herein. Romy lächelte mich stark zitternd an. Ihre Gebärmutter kontrahierte nicht und die Blutung wollte sich daher einfach nicht stoppen lassen. 

Denise bat mich mit Malte in den freien Kreißsaal nebenan und begleitete mich hinüber. Not-Operationen werden nicht im Beisein von Angehörigen durchgeführt. Ich war verwirrt und hatte Angst. Gleichzeitig aber den wunderbar prächtigen Malte auf dem Arm. Ich saß eine Stunde lachend und weinend im Kreißsaal Nr. 5 und wartete darauf, endlich eine positive Nachricht von meiner Frau zu bekommen. Es klopfte, mein Herz raste. Eine Ärztin kam herein und erklärte mir schnell und ruhig, dass die OP erstmal gut überstanden war. 

Etwa 15min später kam Denise und wir nahmen gemeinsam bei Malte Maß. 55cm, 4210g und 38cm Kopfumfang. Alle Finger dran, Nase, Mund, Augen und Ohren ebenfalls vorhanden. Ein gesunder Kerl. Nach der kurzen Untersuchung konnten Malte und ich dann endlich zu Romy. Ich hielt ihn noch eine Weile auf dem Arm, da Romy von der Narkose noch benebelt war. "So ein Schläfchen nach der Geburt ist eigentlich auch ganz geil". Der Humor war zurück. Wir konnten uns endlich so richtig über Malte freuen. 

Denise erzählte uns ruhig von der Situation und organisierte für uns noch ein Familienzimmer auf der gynäkologischen Station des KKH, was zu Zeiten von Corona gar nicht so einfach war. 

 

Vielen Dank Denise! Durch Dich konnten wir ganz wunderbar entspannt gemeinsam unseren Malte auf die Welt bringen. Du hast jederzeit eine beeindruckende Ruhe ausgestrahlt und trotz des Mund-Nasen-Schutzes, lächelten uns Deine Augen immer zuversichtlich und voller Wärme an und gaben uns und vor allem Romy genügend Ruhe und Vertrauen.

Geburtsbericht von Denise:

»Um 07:30 Uhr im Kreißsaal angekommen wippte sie während der Wehen auf dem Peziball. Ihre Körpersprache zeigte dass der Muttermund entweder vollständig geöffnet oder kurz davor ist. Geduldig warteten wir bis ihr Körper Pressdrang zeigte. Um 11.36 Uhr gebar sie im knien einen stattlichen Jungen. Das Grinsen von Hebamme und Ärztin reichte nur für eine Millisekunde, denn auf einmal plätscherte es Blut. Das Baby wurde sofort abgenabelt und dem Papa gegeben. Die Mama schnell ins Bett verfrachtet, Placenta per Handgriff raus gedrückt und verschiedene Medikamente zur Blutstillung verabreicht. Kurze Zeit schien es gut auszusehen. Doch dann fing es wieder an. Der Papa wurde zum Kuscheln mit Malte in den Nachbarkreißsaal gebracht. Der Kreißsaal füllte sich mit Leuten. 3 Ärzte, 2 Hebammen, 1 Anästhesitin + 1 Assistentin. Während der Vollnarkose wurde die Blutung über einen Katheter in der Gebärmutter gestoppt. #daswarsonichtgeplant 🥴

 

Nach ca. einer Stunde, als das Adrenalin wieder den Raum verließ, machte die Mama ihre Äuglein mit einem Lächeln auf. Der Endorphinenrausch und die Restwirkung der Opiate machten sich bemerkbar. „So ein Schläfchen ist auch ganz geil!“ Es wurde gelacht. Sie ließ ihren kleinen Großen noch bei Papa bis sie sich nicht mehr so sehr schwummrig fühlte. Als sie bereit war, dockte ihr Babyboy Malte an die Brust an, als ob er noch nie etwas anderen getan hat.

Nach dem die weitere Überwachungen in Ordnung war kam sie ins von der Ärztin angeordnete Familienzimmer.

Viel viel Erholung ihr Lieben! Was für ein Samstag.«

Fazit:

Ich möchte jedem ans Herz legen, die Geburt mit einer Beleghebamme wie Denise zu erleben. Die ständige Betreuung und Begleitung durch sämtliche Phasen einer Geburt geben Ruhe und dadurch stieg bei mir die Vorfreude unseren kleinen Sohn bald im Arm zu halten ins Unermessliche. 

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